
L • E • A
Leben im Einklang mit andersartigen Akteuren
„Die Genossenschaft baut nicht nur Wohnungen, sie baut mit an einer neuen, besseren Menschengemeinschaft, in dereiner den anderen nicht bekämpfen und übervorteilen muss, sondern hilft und fördert.“(Dora Staudinger, 1923)
Ausgehend von diesem Zitat aus der Pionierzeit des Genossenschaftlichen Wohnungsbaus stellen wir uns die Frage, wie sich die Errungenschaft des gemeinnützigen Wohnens weiterdenken lässt.
Die Aussage Dora Staudingers stammt aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg, als sich die Menschen mit einer vorherrschenden Wohnungsnot und Materialknappheit konfrontiert sahen. In der aktuellen Verknappung des bezahlbaren Wohnraums und der klimabezogenen Dringlichkeit ressourcenschonend zu handeln, lassen sich gewisse Parallelen erkennen.
Weiterdenken heisst auch kritisch zu hinterfragen. In Bezug auf Staudingers Zitat stellen wir den Begriff der “Menschengemeinschaft” in Frage.
Wir sind überzeugt, dass der Begriff des gemeinnützigen Wohnens mehr beinhalten kann als die sinngemässe “Artgenossenschaft” und dass in der Öffnung des Begriffs Potenziale zu finden sind, welche auch den Menschen zugute kommen.
Dieser Überzeugung folgend, schlagen wir einen alternativen Planungsprozess zur Weiterentwicklung der bestehenden Genossenschaftsgefüge vor:
Ähnlich wie Frédérique Aït-Touatis Simulation der 21. UN-Klimakonferenz in Paris soll die Lösungsfindung mittels Verhandlungen stattfinden. Eigenschaften, Interessen, Bedürfnisse und Forderungen menschlicher sowie nicht-menschlicher Akteure werden dabei durch Delegierte vertreten und sollen somit eine aktive Rolle im Planungsprozess einnehmen. Unterschiedliche Transformationsansätze sollen aus Sicht der verschiedenen Akteure eruiert und diskutiert werden.
Ziel ist es, dadurch holistische Strategien im Umgang mit den bestehenden Genossenschaftssiedlungen zu erarbeiten.
Die Verhandlungen sollen im Sinne Staudingers einer Übervorteilung gewisser Akteure entgegenwirken und stattdessen die Qualitäten und Potenziale aller Beteiligten fördern.
Als Resultat erhoffen wir uns, Umgangs-und Lebensformen zu entdecken, die das menschliche Wohnen in Gemein- und Genossenschaften bereichern.
Beitrag zum Ideenwettbewerb der WBG Nordwestschweiz
Gemeinsam mit Rebecca Slehofer & Anna Zurbrügg
